Liebe Patientenbesitzerinnen und Patientenbesitzer,
Lange war es still hier und ich musste euch leider immer wieder hin halten bei An- und Nachfragen.
Das tut mir sehr Leid, war für mich sehr belastend und ich konnte jeden verstehen, der sich aus Dringlichkeit anderweitig umsehen musste.
Nun kann ich euch aber endlich eine Antwort geben: ab morgen, dem 13.03.2023 bin ich wieder im Dienst. Allerdings: die Praxis wird nur noch in Teilzeit bestehen, ich werde nur noch meine langjährigen Kunden betreuen und für Überweisungen und OPs durch Kollegen zur Verfügung stehen.
Da mir viele so sehr die Treue gehalten haben fühle ich mich verpflichtet, euch dafür den Grund zu nennen. Hauptberuflich wechsle ich in die Geschäftsführung der Berliner Tierärztekammer, die aber auf diesem Posten meinen praktischen Background schätzt und daher auch eine Weiterführung der Praxis im kleineren Stile sofort befürwortet hat.
Warum das alles? Viele wissen, dass ich seit meinem Arbeitsunfall 2016 mit einem Tritt an den Kopf starke gesundheitliche Probleme hatte. Man nahm an man wisse woher, schlussendlich war die Diagnose nicht die richtige und die Therapie daher auch nicht zielführend.
Nach einem schweren epileptischen Anfall im Juli 2022 und der damit einhergehenden Überweisung in die Charité stellte sich heraus, dass ich durch den Unfall bereits seit 2016 schwere Epileptikerin bin. Bis zu dem Tag im Juli nicht mit den oft nur bekannten „großen“ Anfällen, sondern zig anderen, kleineren Anfallsarten. Diese bealsten aber massiv den Körper und haben im Folge der Jahre dann in Juli quasi zum „Knall“ geführt. Ich selbst war mir als Medizinerin nicht bewusst, wie vielseitig Epilepsie beim Menschen ist und konnte es nicht einordnen. Wie auch zahlreiche mich betreuende Ärzte außerhalb der Epileptologie nicht. Glücklicherweise habe ich niemals Anfälle unter Anspannung beim arbeiten und reiten gehabt, aber unter Entlastung und vor allem jahrelang nachts, dadurch bedingt auch sechs Jahre keine Nacht mehr als 2-3 h geschlafen.
Ich bin mittlerweile gut eingestellt. Mein Schmerzsyndrom als Folge der Epilepsiebehandlung hat sich gebessert. Ich schlafe wieder viel besser, auch wenn ich nicht anfallsfrei beim – aber immerhin krampfe ich wenn „nur“ noch im Schlaf. Ich bin fast wieder normal leistungsfähig und kann mehr als nur eine Sache am Tag ableisten.
Warum nun der Wechsel? Aufgrund der Komplexität meiner Geschichte ist eine komplette Anfallsfreiheit nicht zu erwarten. Damit ist auch ausgeschlossen, was derzeit der Fall ist: dass ich wieder normal Auto fahren darf. Das ist als Pferdepraktikerin aber nicht umsetzbar, wirtschaftlich kann ich mir keine Vollzeitkraft zum Fahren einstellen, wäre hier ja auch bei Beachtung des Arbeitszeitgesetzes völlig unflexibel.
Daher der Wechsel für mich an den Schreibtisch und mittlerweile freue ich mich sehr auf meine neuen Aufgaben in der Standesvertretung und einem tollen Team.
Zunächst muss ich nun in meinen ersten Wochen einen Überblick über anstehende Termine und Konferenzen bekommen, dann kann ich umsetzen für euch Termine zu vereinbaren. Hier habe ich das Glück, dass mich Freunde, Studenten und vor allem mein Mann unterstützen, der oft mobil arbeiten und ich so zu euch kommen kann.
Da sich natürlich jetzt viele Anfragen angesammelt haben, kann ich nicht in zwei Monaten alles abarbeiten. Bitte habt dafür Verständnis, die Einarbeitung bei der Kammer hat Vorrang. Aber nach etwas Rückstand wird sich hier alles einpendeln und ich kann dann auch wieder leichter und schneller Termine vereinbaren.
Ich freue mich trotz allem nach acht langen Monaten und deutlich besserer Gesundheit endlich wieder arbeiten zu dürfen- und vor allem meinen geliebten Beruf nicht ganz aufgeben zu müssen.
Danke für alle Eure Unterstützung, Eure Offenheit zur Vergangenheit, die mir selbst sehr geholfen hat, zu verstehen was da eigentlich vorging : „Du warst oft mal etwas abwesend, aber das kannte man ja von dir, auch wenn es mehr wurde“. Der Epileptiker selbst nimmt das nicht wahr, heute merke ich wenn sich etwas ankündigt, weil
ich gelernt habe was meine Anfälle ausmachen. Es gibt ein großes Unwissen darüber, weil für viele nur der große (heute nicht mehr Grand Mal, sondern bilateral) genannte Anfall bekannt ist. Aber es gibt unzählige verschiedene Vorboten und Arten und mit einer Prävelenz in der Bevölkerung von ca 4% (abhängig vom Alter) ist Epilepsie in all ihren Formen doch sehr verbreitet. Auch viele Kinder, die man als „Träumer“ bezeichnet, sind oft von sogenannten Abscence Anfällen betroffen. Epilepsie ist heute oft gut behandelbar und daher darf ich bis auf alleinige Wasseraktivitäten, Höhenarbeiten und eben Auto fahren alles tun. Darüber bin ich glücklich und freue mich, dass ich so viel Rückhalt von Freunden, Familie und nicht zuletzt eben auch meinem Kundenstamm habe.
Ich schaue positiv auf einen tollen, sonnigen Sommer und eine bessere Zeit und euch hoffentlich alle bald wieder zu sehen!
Eure Lena